Erzählung
Feb 16, 2024, bei tredition
"Tut mir leid, wenn das wichtigtuerisch klingt: Aber es ist besser, im Stehen zu sterben, als auf den Knien zu leben!", Alexej Anatoljewitsch Nawalny
Geheimnisvoller Donner reißt die Bewohner der Oase aus dem Schlaf. Omar sieht, wie die Menschen voller Angst in die Wüste fliehen. Doch der Junge kann nicht bei ihnen bleiben. Die Ziege ist verschwunden. Sie ist alles, was die Familie hat!
Über der Bucht, bei der letzten Düne vor dem Meer, wächst das Gras noch saftig. Dort wird er die Ziege finden. Ganz allein wagt Omar den gefährlichen Weg bis zur Küste.
Als er endlich das Tier findet, glaubt Omar sich am Ziel. Doch er hat nicht mit dem gerechnet, was auf ihn lauert in der Bucht. Omar muss einer übermächtigen Kraft entgegen treten, die sogar den Donner lenkt.
Der Feind will nicht nur die Ziege für sich.
Proebelesen:
Dröhnend zerriss Omars Traum. Erschrocken öffnete der Junge die Augen, befühlte hektisch den Rand der groben Decke, auf der er lag. Aber sie war da. Der gestampfte Sand daneben ebenso. Omar wollte sich schon beruhigen. Da erst merkte er, dass der Boden unter seinem Lager bebte. Sofort sprang er auf.
Steinbrocken schlugen durch das Dach der Hütte. Sie warfen alles durcheinander, was vorher einen Platz hatte!
Der Junge legte schützend die Arme über den Kopf. Doch einer der Steine war flinker gewesen. Omar fühlte, wie das Blut über den Scheitel lief.
Viel schlimmer aber war in diesem Augenblick, dass der Wasserkrug zersprang!
Reglos sah Omar zu, wie die Glut der Feuerstelle zischte und kämpfte. Und als das Wasser gewonnen hatte, sah er den nächtlichen Himmel in der schmutzigen Lache.
Alles schien lebendig auf einmal in der winzigen Hütte. Eine Sternschnuppe raste durch die Nacht. Der Junge schloss die Augen. Er hatte einen Wunsch frei! Fatima!
"Omar!", der Vater stürzte herein. "Die Ziege hat sich losgerissen. Suche sie!"
Danach wandte er sich den Frauen zu, die sich bereits hastig kleideten.
"Nehmt nur das Nötigste! Wir müssen schnell fort!", mit hängenden Schultern sah er sich in der kleinen Hütte um. "Hier ist nicht mehr unser Zuhause!"
Omar musste schlucken, als er Vater das Glitzern der Sterne verstohlen aus den Augen wischen sah.
"Fang die Ziege ein! Wir warten hinter dem See auf dich!", mit einem tiefen Seufzer schob der Vater ihn durch die Tür nach draußen.
Die ganze Oase war in heller Aufregung. Nervös tänzelten die angebundenen Kamele vor den Hütten. Männer setzten ihnen schreiende Kinder auf die Rücken. Und die Frauen trugen mit schmalen Lippen die wenige Habe zusammen für die Flucht.
Omar schauderte. Was passierte mit seiner Welt in dieser Nacht? Jetzt erst hörte er das Ächzen der unter Donnerschlägen zersplitternden Palmen. Ohrenbetäubend laut kreischte es, jedes Mal. Erst jetzt sah er die zahlreich aus dem Boden geborstenen Gesteinsbrocken.
"Die Ziege!", der Junge rannte los.
Hinter der letzten Hütte bog er ab ins Dunkel der Nacht. Zu spät bemerkte er das tiefe Loch, das mitten auf dem Pfad im Boden klaffte. Sein Hemdsaum blieb beim Sturz an freigelegten Wurzeln hängen und zerriss. Seine Hand schlug er sich schmerzhaft am spitzen Felsen. Fluchend spuckte er unten angekommen Sand. Omar schüttelte sich angewidert. Im Krater roch es verbrannt!
Mühsam kletterte er wieder nach oben und rannte weiter.
Schnell ließ Omar die Oase hinter sich. Und viel zu oft sah er sich um. Was, wenn der Donner ihm in die Wüste folgte?! Doch der dachte nicht daran. Der Junge atmete auf.
Endlich. Vor ihm lag die große Senke. Hier sammelte sich die Kälte der Wüstennacht. Und die drang durch das zerrissene Hemd. Wenn er hier rastete, würde er erfrieren. Omar strich über das zerfetzte Hemd.
"Mist!", fluchte er. Einen ganzen Krug voll Ziegenkäse hatte es ihn gekostet! Wo sollte er jetzt ein Neues herbekommen? Was würde Fatima von ihm denken?!
"Ich werde keinen Mann heiraten, der in Lumpen geht!", hatte sie gesagt.
Er musste unbedingt die Ziege finden! Nach dieser Nacht war sie womöglich das Einzige, was die Familie noch besaß.
...
AI Website Software